Manch Breitling- oder Omega-Fan schmunzelt nur über die Anzahl an Spitznamen, die man als Rolex-Aficionado kennen muss. Bei manchen Serien wie der Daytona oder GMT-Master II haben sich diese schon derart ritualisiert, dass jedes neue Modell bei seiner Lancierung auch einen inoffiziellen Namen bekommt. Diese Namensgebungen erlauben den Fans, aktiv mit einer Marke zu kommunizieren und Einfluss auf deren Profil zu nehmen. In einer Industrie, die von außen oftmals sehr isoliert wirken kann, sind Spitznamen deswegen eine Möglichkeit für Fans, ihrer Stimme Gehör zu verschaffen. Rolex hat dabei nie Spitznamen vorgegeben, sondern diese immer organisch über die Jahre entwickeln lassen.
Was steckt hinter dem Namen einer Uhr?
Doch Spitznamen von Rolex Uhren haben wichtigere Funktionen, als Fans nur zu vergnügen: Sie zeigen, dass die Uhrenserien nicht schablonenhaft abgefertigt werden, sondern sich mit der Zeit verändern. Man experimentiert mit Form- und Farbkombinationen oder probiert sich an technischen Neuerungen, die zu Innovationen führen. Viele der unten aufgelisteten Modelle stellen deswegen neben vermeintlichen Sackgassen, die von den Fans dennoch lieb gewonnen wurden, auch Meisterwerke der Ingenieurskunst dar, die bis heute unangefochten sind.
ROLEX DAYTONA 6265
Bei der GMT-Master macht die Lünette den Unterschied
Serienname | Referenz | Zeitraum | Spitzname | Merkmal |
---|---|---|---|---|
GMT-Master II | 116710BLNR | ab 2013 | Batman | blau-schwarze Lünette |
GMT-Master II | 16710 | 1988 – 2007 | Coke | schwarz-rote Lünette |
GMT-Master GMT-Master II |
1675 126710BLRO |
1960 – 1979 ab 2018 |
Pepsi | blau-rote Lünette |
GMT-Master II | 126711CHNR | ab 2018 | Root Beer Dirty Harry |
schwarz-braune Lünette |
GMT-Master II | 16713 | 1989 – 2007 | Eye of the Tiger | braune Lünette + Zifferblatt, hellgrüne Zeiger und Indizes |
Submariner | 16610LV | 2003 – 2010 | Kermit | grüne Lünette, schwarzes Zifferblatt |
Submariner | 116610LV | ab 2010 | Hulk | grüne Lünette und Zifferblatt |
Submariner | 1680 | 1966 – 1981 | Single Red | erste Submariner mit Datum, Serienname vereinzelt in Rot |
Submariner Date | 116619LB | ab 2008 | Schlumpf | blaue Lünette und Zifferblatt |
Sea-Dweller | 1655 | 1967 – 1977 | Double Red Sea-Dweller |
“Submariner 200” und “Sea Dweller” sind in Rot |
Sea-Dweller | 1655 | 1967 – 1977 | Great White | Alle Schriften in Weiß und “Submariner 200” fehlt |
Daytona | 6241 | 1960s | John Player Special | Goldenes Zifferblatt mit schwarzen Totalisatoren |
Daytona | 116598RBOW | 2012 | Rainbow | Lünette mit Diamanten bestückt, die einen Regenbogen formen |
Daytona | 116598SACO | 2004 | Leopard | Zifferblatt mit Leopardenmuster Lünette mit 36 gelben Saphiren |
Daytona | 116506 | ab 2013 | Platona | Daytona aus Platinum |
Explorer II | 216570 | ab 2011 | Polar | weißes Zifferblatt, orangefarbener 24-Stunden-Zeiger |
Mit Abstand die meisten Spitznamen beziehen sich auf einen farblichen Aspekt der Uhr. Bei manchen Serien wie der GMT-Master und der GMT-Master II trifft dies ausschließlich auf die Lünette zu. Ob “Batman", “Coke” oder “Pepsi” – die Namen und Farbkombinationen sind meistens selbsterklärend. Wichtig ist das unterschiedliche Material der Lünette, das mit dem Wechsel von der GMT-Master zur GMT-Master II ebenfalls ein Update von Aluminium auf Cerachrom bekam. Die neuen Cerachrom-Lünetten sind ausdauernder und kratzsicherer als Aluminium, aber die oftmals verblassenden Inserts der GMT-Master stellen besonders für Sammler ein besonderes Interesse dar.
Grüne Hünen und freche Frösche: Hulk und Kermit
Im Falle der Submariner ist es oftmals die Kombination aus Lünette und Zifferblatt. Die “Kermit” war vor allem eine historische Zäsur. Zum 50-jährigen Jubiläum lancierte Rolex eine Neuauflage der Submariner … und gab ihr eine grüne Lünette. Aber in jedem Frosch steckt bekanntlich ein Prinz und Fans erwärmten sich schnell für die auffällige Kombination und tauften Sie schließlich nach dem bekanntesten Muppet. Nachdem die “Kermit” so gut ankam, legte Rolex mit der "Hulk" nach, die eine grüne Lünette mit einem grünen Zifferblatt paart, aber auch durch ihr Maxicase sehr an Stan Lees grünen Hünen erinnerte.
ROLEX SUBMARINER 16610LV
Nachdem Rolex mit Grün Erfolg hatte, wagte man sich mit der “Schlumpf” an eine Submariner mit blauer Lünette und Zifferblatt. Die Standardfarbe für ein Rolex Zifferblatt blieb allerdings Schwarz – wodurch alle Modelle, die davon abweichen, sofort hervorstechen. Die “Polar” ist beispielsweise die erste Rolex Explorer II, die mit einem weißen Zifferblatt angeboten wurde, welches wunderbar mit dem orangefarbenen 24-Stunden-Zeiger harmonisiert.
Höhenrekorde: It Ain’t Over Til The Fat Lady Sings
Serienname | Referenz | Zeitraum | Spitzname | Merkmal |
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GMT-Master II | 16760 | 1983 – 1988 | Fat Lady Sophia Loren |
mit einer Höhe von 6.3 mm größer als die Modelle zuvor |
Datejust | 116264 | 2000 – 2011 | Thunderbird Turn-O-Graph |
Datejust mit drehbarer Lünette, Thunderbird Logo in der Mitte |
Padellone | 8171 | 1950s | Padellone | Triple Kalender mit Mondphase |
Stelline | 6062 | 1950s | Stelline | Triple Kalender mit Mondphase, sternförmige Indizes |
Bubbleback | u.a 3372 | 1930s | Bubbleback | nach außen gewölbter Boden |
Oyster | u.a. 5018 | 1940s | Bombay | abgerundete Ansätze; franz. bombè wurde zu Bombay |
Seltener ist die Form der Auslöser für den Spitznamen. Die erste GMT-Master II ist unter dem Namen “Fat Lady” bekannt, da sie mit einer Höhe von 6.3 mm größer als die Vorgängermodelle ist. Die Neuauflage des “Turn-O-Graph“ oder “Thunderbird” Anfang der 2000er-Jahre, erinnert an Rolex’ erste Funktionsuhr.
Noch vor der Submariner und GMT-Master lancierte Rolex in 1953 eine Datejust mit drehbarer Lünette. Diese wurde unter anderem auch als erste Uhr in Rolesor – Rolex’ patentierte Mischung aus Stahl und Gold – angeboten. Sie wurde ebenfalls von der Thunderbird Kunstflugstaffel der U.S. Air Force getragen, was ihr ihren zweiten Spitznamen einbrachte.
Italienische Exoten: Padellone und Stelline
Wenn Spitznamen auf die Geschichte einer Marke verweisen, ergibt es Sinn, dass sich die meisten Formexperimente in den ersten, formativen Jahren der Marke selbst finden. Damals experimentierte Rolex noch mit dem allgemeinen Design und versuchte sich an Modellen, die als Sackgassen angesehen wurden, aber heute extrem hohen Sammlerwert haben. Es gibt beispielsweise mit der “Padellone” und der “Stelline" gleich zwei Modelle, die einen Triple Kalender und Mondphase besaßen; eine Kombination, die Rolex nie wieder in der Art wiederholen würde. “Padellone” ist italienisch für “große Pfanne” und bezieht sich auf den Gehäusedurchmesser von 38 mm, der damals gigantisch erschien. “Stelline” bedeutet übersetzt hingegen “kleiner Stern” und bezieht sich auf die sternförmigen Indizes, mit denen die Uhr ausgeschmückt war.
Ob Agent oder Präsident: Rolex hat sie alle
Serienname | Referenz | Zeitraum | Spitzname | Merkmal |
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Submariner | 6538 | 1954 – 1959 | James Bond | von Sean Connery in seinen Bond-Filmen getragen |
GMT-Master | 6542 | 1954 – 1959 | Pussy Galore | von Honor Blackman in “Goldfinger” getragen |
Daytona | 6239 | 1963 – 1969 | Paul Newman | von Paul Newman getragen, weißes Zifferblatt mit schwarzen Totalisatoren |
Day-Date | u.a. 1803 | ab 1956 | President | u.a. von John F. Kennedy und Lyndon B. Johnson getragen |
Sea-Dweller | 116600 | 2014 – 2017 | James Cameron | unterstützte James Cameron bei der Deepsea Challenge |
Explorer II | 1655 | 1971 – 1985 | Steve McQueen Freccione |
Rolex bewarb diese Uhr mit Steve McQueen |
Dato-Compax | u.a. 4768 | 1947 – 1951 | Jean-Claude Killy | Rolex bewarb diese Uhr mit dem Skirennläufer Jean-Claude Killy |
Bei so viel Erfolg kann Rolex natürlich auf zahlreiche Sponsorings und Endorsement zurückblicken, die den popkulturellen Einfluss der Marke zeigen. Kein Franchise macht dies deutlicher als James Bond. Das Modell, das Agent 007 gewidmet ist, ist die Submariner 6536, die besonders von Sean Connery oft getragen wurde. Die GMT-Master mit der Ref. 6542 und Pepsi-Lünette ist vor allem als “Pussy Galore” bekannt, weil sie von dem gleichnamigen Bond-Girl in Goldfinger getragen wurde.
ROLEX GMT-MASTER II 16710
Im Falle der Day-Date ist sogar eine ganze Serie als “Rolex President” bekannt, da sie von John F. Kennedy und Lyndon B. Johnson getragen wurde. Einzelne Modelle werden daneben auch direkt mit bekannten Persönlichkeiten wie James Cameron, Steve McQueen oder Paul Newman verbunden. Eine Besonderheit stellt die Dato-Compax dar, für die man Jean-Claude Killy gewonnen konnte. Es war die einzige Serie, die einen Kalender mit einem Chronographen vereinte.